Prof. Anton Schweighofer

Ich hatte das Privileg, im Atelier Schweighofer in den Jahren 2000-2005 mitarbeiten zu dürfen. Ich baute Modelle, zeichnete, visualisierte, bereitete Ausstellungen und Vorträge vor und arbeitet bei Schweighofers letztem Projekt, dem Geriatriezentrum Favoriten, in der Ausführungsplanung mit. Den dort errichteten Andachtsraum, das Portierhaus und die Möbel durfte ich nach seinen Angaben zeichnen.

Meine erste Begegnung mit ihm fand im Ramen einer Einführungsveranstaltung eines Entwurfsprojektes am Gebäudelehreinstitut im 1. Studienabschnitt statt, welches seine Assistenten betreuten und bei dem er im überfüllten Vortragssaal "erschien". Eine unglaubliche Aura. Sein Wort war Gesetz für alle, das spürte man.

Bei einem Entwerfen am Städtebauinstitut, welches in Purkersdorf stattfand, ermunterte Prof. Erich Raith - ebenfalls ein ehemaliger Schüler Schweighofers - die Studenten, sich die großartige "Stadt des Kindes" anzusehen, was ich auch tat.

Im Gegensatz zur damals üblichen Massenabfertigung an der TU Wien, betreute Prof. Schweighofer - wie bei Meisterklassen an der Akademie - stets nur einen kleinen ausgewählten Studentenkreis bei den universitären Entwurfsprojekten des 2. Studienabschnittes. Beim Projekt "Veranstaltungsraum Artstetten" wurde ich ausgewählt.

Ich durfte Prof. Schweighofer bei seiner Vortragsreise in Mazedonien "Summer school of architecture" im Jahr 2000 als Assistent begleiten. Vorsichtig fragte ich an, ob er mich im Rahmen meiner Diplomarbeit betreuen würde. Er gab mir einige Themen zur Auswahl, wobei ich mich für das Thema "Der Ort und sein Einfluß auf das Gebäude" entschied. Auch nach meinem Abschluß im Jahr 2001 blieb ich im Büro. Ich erinnere mich als Prof. Schweighofer die Mitteilung erhielt, dass das Denkmalamt einen Bescheid ausstellte, dass seine international höchst gepriesene "Stadt des Kindes" als nicht denkmalwürdig erkannt wurde. Die Stadt Wien wollte das Areal anders verwerten. Dieses Thema ließ auch mich nicht mehr los. Ich versuchte alles zu sammeln, was ich in seinem Büro, in Archiven und bei seinen Freunden dazu finden konnte. Meine Doktorarbeit über "Räumliche Idealstadtmodelle und utopische Umsetzungsversuche" behandelt die Stadt des Kindes. Da ich das so umfangreich vorhandene Material, welches sich im Rahmen dieser Bearbeitung anhäufte der interessierten Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollte, ließ ich 10 Bücher der "Materialsammlung zu Anton Schweighofers Stadt des Kindes in Wien" binden. Diese dicken Bücher kamen in ausgewählte Archive. Eines behielt ich mir, die restlichen gab Prof. Schweighofer an Freunde.

Er ersuchte mich eines Tages, mein Exemplar einem ihm befreundeten Professor zu borgen. Dieser verstarb bald und ich bekam das Buch nie wieder zurück. Im Frühjahr 2020 fand ich eines der Exemplare zufällig antiquarisch. Es wurde um ein kleines Vermögen angeboten. Ich kaufte mir mein eigenes Buch wieder zurück und werde es - glaube ich - nicht mehr herborgen. Es war jedenfalls das teuerste meiner vielen Bücher.

Kurz vor Weihnachten des Jahres 2019 erhielt ich von einem befreundeten Architekten die Mitteilung über das Ableben des Meisters im 90. Lebensjahr. "Jetzt wird es spärlich mit den großen Vordenkern." Meine Erinnerungen an Professor Schweighofer sind alle gut und voller Bewunderung. Er war ein Lehrer im besten Sinne des Wortes.

Er verschenkte immer sein Wissen - auch seine Bücher. In drei Büchern habe ich Widmungen von ihm.

		Portierhaus im Geriatriezentrum Favoriten

Andachtsraum im Geriatriezentrum Favoriten

Möbel im Geriatriezentrum Favoriten