Schaugarten Saubergen

 

Tempietto im Schaugarten Saubergen von Architekt DI Dr. Oliver Österreicher

     

 

Epitaphienwand Friedhof Bad Pirawarth
 

Aus der Gemeindezeitung:

Epitaphienwand am Friedhof in Bad Pirawarth

 

 

 

 

 

 

 

 

Epitaphienwand Friedhof Bad Pirawarth - Am Friedhof bleiben

Es ist Herbst.
Mancherorts macht sich Melancholie breit. Vielleicht ist das die richtige Stimmung, sich mit unserem Umgang mit
dem Tod und unseren verstorbenen Liebsten auseinanderzusetzen.

Der Tod
ist der Anfang. Vor allem der Anfang am Friedhof. Man kauft ein Grab auf eine bestimmte Zeit; in der Regel sind das 10 Jahre. Zahlt danach niemand mehr ein, dann fällt das Grab “anheim”. Da es in unserer Gemeinde keinen Karner oder dergleichen
gibt, bleiben die sterblichen Überreste natürlich dennoch dort, wo sie beerdigt wurden. Somit geht man - philosophisch
gesprochen - in der namenslosen Masse der Gemeinde auf. Wer weiss einige Jahre danach noch etwas über den Verbleib
des Toten?


Kultur der Erinnerung
Das Weinviertel und das Marchfeld sind eine uralte und immer heiss umkämpfte Region. Das belegen Funde aus frühesten Tagen der Zivilisation. Auch bei uns. Und dennoch sucht man etwaige Zeugen menschlichen Schaffens, die älter als 200 Jahre
sind, im Weinviertel beinahe vergebens. Warum beginnen wir nicht jetzt damit, kollektive Erinnerungen zu bewahren?


Friedhofsmauer
Mark Twain sagte einmal sehr treffend: “Man könnte viele Beispiele für unsinnige Ausgaben nennen, aber keines ist treffender
als die Errichtung einer Friedhofsmauer. Die, die drinnen sind, können sowieso nicht hinaus, und die, die draußen sind, wollen nicht hinein.” Die Umfassungsmauern sind aber auch ein äußeres Zeichen zum Schutz der Totenruhe. In unserem konkreten Fall ist der Friedhof am Hang und die Friedhofsmauer gleichzeitig Stützmauer. Da diese bereits in einem sehr
schlechten Zustand ist, bietet sich ein Nachdenken über eine mögliche “Doppelnutzung” dieser ansonsten rein technischen Bauaufgabe. Wenn die Angehörigen des Toten nicht mehr das Andenken an den Verstorbenen übernehmen:
Warum erlauben wir es nicht, dass diese Namen auch hier bleiben, wo sie hingehören?


Grabsteine am Wegesrand
Auch in unserer Religion ist der Friedhof ein heiliger Ort. Für mich ist die Entfernung der Grabsteine eine traurige Angelegenheit, da sie der letzte Schritt vor dem endgültigen Vergessen ist. Voriges Jahr sind sehr viele Gräber “anheimgefallen”. Einige der schönsten Grabsteine sind noch da. Natürlich in edlem Material und kunstfertig gestaltet.
Grab- und Kultstätten sollten langfristig gesehen werden - als Zeugnisse menschlicher Zivilisation. Deshalb wäre es eine “zivilisierte” und vor allem reife Angelegenheit, die neue Friedhofsmauer mit jenen Steinen zu errichten, für die sonst ohnehin
niemand Verwendung hat. Das macht auch Hoffnung auf einen würdigen Umgang mit dem - jedem sicheren - eigenen Grab.